Es gibt Anlässe, die brauchen einen besonderen Rahmen. Das dachten sich auch die achtzehn Studierenden der MSD, die am 4. Mai 2023 im Café Wilma in Münster ihre Fotoarbeiten aus dem letzten Semester der Öffentlichkeit präsentierten. Ihre Ausstellung ›frame 01‹, die nach einer feierlichen Vernissage über drei weitere Tage zugänglich war, hatten sie selbst auf die Beine gestellt, mit tatkräftiger Unterstützung von der neu an den Fachbereich Design berufenen Professorin Thekla Ehling und dem Fotografen und Bildredakteur Nikolaus Urban, der im Wintersemester 2022/2023 einen Lehrauftrag an der MSD abhielt.

Der Ausstellungsort, ein lässiges Frühstückscafé im Hansaviertel mit Fabrikhallencharme, gab der Fotoausstellung die wohl verdiente Bühne. Alle Exponate wirkten am passenden Platz. Großformatige Fotografien prangten an Betonwänden, auf einem an der MSD eigens für die Ausstellung gefertigten Holztisch lagen verschiedene Fotobücher zum Durchblättern aus, und in einer Ecke des Cafés projizierte ein Beamer Fotoreportagen in Endlosschleife auf eine Wand. »Ursprünglich wollten wir eigentlich woanders ausstellen«, gab Ehling offen zu. Doch den Studierenden gefiel das Café-Ambiente bei einem gemeinsamen Team-Treffen so gut, dass sie sich kurzfristig umentschieden.

In einer Eröffnungsrede lobten Ehling und Urban die sehr guten Fotoarbeiten und gaben einen kurzen Einblick in die Themen, mit denen die Studierenden sich über ein Semester auseinandergesetzt hatten. So ging es in Ehlings Kurs um das Thema ›Verbundensein‹. Die Studierenden erhielten die Aufgabe, ein Thema eigenständig zu erarbeiten und dieses in ein Fotobuchkonzept zu übertragen. So entstand unter anderem das Fotobuch ›Groovement‹, eine Arbeit von Kea Gröne. Sie beschäftigte sich während der Entstehung mit verschiedenen Tanzgenres und den zugehörigen Tänzer*innen der unterschiedlichen Szenen wie Modern Dance, Hiphop oder Ballett. Dafür durfte sie unter anderem Tanzgruppen im Theater in Münster fotografieren. Die Studentin fuhr aber auch bis nach Leipzig, um mit ihrer Kamera Tanzperformances auf der Straße einzufangen. Die Schwierigkeit: Bewegung in einem einzigen Bild einzufangen. Gröne ist diese Herausforderung auf erstaunliche Weise gelungen. »Für mich bedeutet Tanzen eine enge Verbindung zum eignen Körper«, begründete sie ihre Idee zu der Arbeit.

Urbans Fotografie-Seminar stand unter dem Titel ›Am Beispiel des Hummers‹, in Anlehnung an David Foster Wallace, der im Jahr 2003 den Auftrag bekam, für ein Gourmetmagazin eine kurze Reportage über ein bekanntes Hummerfestival an der amerikanischen Ostküste zu schreiben. Urbans Studierende erhielten die Aufgabe, sich einem ausgewählten Thema intensiv zu widmen, um eine Fotoreportage daraus zu entwickeln. So hatte Rosa Tägtmeyer die Idee, eine Notschlafstelle in Münster fotografisch zu dokumentieren. Eine Einrichtung, die man ohne Anmeldung und Formalitäten zum Schlafen nutzen kann, dürfte für die wohl meisten Menschen ein auf ewig unbekannter Ort bleiben. Tägtmeyer hatte deshalb die Intention, Außenstehenden Einblicke in diese fremde Welt zu gewähren. »Ich wollte in meinen Fotos die Perspektive eines Schutzsuchenden einnehmen, der in seiner Not zum ersten Mal diese Schlafstelle aufsucht. Ich wollte zeigen, was er alles sieht, welche Räume zur Verfügung stehen, welche Hausregeln herrschen,« begründet die Studentin ihre Idee zu der Reportage.

Neben Grönes und Tägtmeyers Arbeit konnten die etwas über 100 Besucher*innen der Vernissage noch 16 weitere Exponate betrachten, befühlen und bestaunen. Während die Fotobücher vielfach die Themen Natur und Mensch kontrastierten, gewährten die Fotoreportagen Exkursionen in teils unbekannte Welten. Die Betrachter*innen erhielten unter anderem Einblicke in das Leben mit Hund, bekamen eine Vorstellung davon, wie ein Arbeitsplatz in der JVA in Münster aussehen kann und fühlten beinahe Schmerz bei dem Anblick eines Tätowierers, dem sein eigner Oberschenkel als Leinwand dient.

Die gut besuchte Fotoausstellung bot den Studierenden insgesamt eine ideale Möglichkeit, ihre Ergebnisse einem größeren Publikum vorzustellen. Mit der neu berufenen Professorin Ehling steht ihnen auch zukünftig eine in der Fotoszene sehr erfahrene Mentorin zur Seite. Ehlings großer Wunsch ist es, mit der Ausstellung ›frame‹ ein Format zu eröffnen, das weitergeführt werden kann, um auch künftige Arbeiten der Studierenden im öffentlichen Raum sichtbarer zu machen. Vom breiten Netzwerk der Fotografin profitieren die Studierenden bereits jetzt schon. So erhielt Kea Gröne die Chance, ihr Fotobuch im Mai auf dem Next!Festival in Köln auszustellen. Im Rahmen des Festivals wird sie auch einen Workshop zu ihrer Arbeit halten, der durch die SK Stiftung Kultur gefördert wird.

Fotos: Leonie Probost

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