Abi und dann? Logistik soll es sein!

Seine Leidenschaft für Australien entdecke Felix bereits früh. (Foto: privat)
Anfangs wusste Felix zunächst nicht, was er studieren möchte: "Schon in der Schule konnte ich mit jedem Fach, mit dem ich mich beschäftigt habe, etwas anfangen. Ich war schon immer eher der Generalist." Daher sei ihm dann nach dem Abitur die Idee gekommen, BWL zu studieren: "Da ist von allem etwas drin: Mathe, Recht, Personalwesen, Management und Internationalität." Der gebürtig aus Pattensen stammende heute 30-Jährige schreibt sich an der Leuphana Universität Lüneburg 2011 für BWL ein. Nach einer ersten Orientierungsphase wird Felix, nicht zuletzt durch seine Werkstudententätigkeit bei der HHLA am Hamburger Hafen, schnell klar, dass er sich auf den Bereich Logistik fokussieren möchte. Im vierten Semester wählt er diesen Themenschwerpunkt als Hauptfach. Bei der HHLA schreibt er auch seine Thesis und schließt 2014 erfolgreich sein Bachelorstudium ab.

Der Kulturschock in Sri Lanka, dann Australien

Seine Leidenschaft für Australien entdecke Felix bereits früh. (Foto: privat)
Danach plant Felix ein Jahr Pause ein, um zu reisen und geht zunächst mit der Studierendenorganisation AIESEC nach Sri Lanka, um dort mit youtube-Filmen das vielseitige Land zu zeigen. "Das sollte den Tourismus ankurbeln." Diese Reise sei für ihn ein Kulturschock gewesen. "Wir wohnten in einem Haus in einem Gebiet ohne Straßennamen, statt Fenstern gab es nur Löcher, warmes Wasser und Trinkwasser gab es nicht und wir schliefen auf Matratzen, die auf dem Boden lagen." Die Umstände vor Ort hätten ihn überrascht, aber auch sehr geerdet. "Noch heute denke ich manchmal, was für ein Privileg, dass bei uns aus dem Wasserhahn immer Trinkwasser kommt. Für mich war das ein Augenöffner, dass es noch mehr in der Welt gibt." Anschließend möchte er sein Englisch verbessern. Auf einer Hochzeit hatte er eine Australierin kennengelernt, - wie er zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste - seine zukünftige Verlobte Lani. Er beschließt zu ihr nach Down Under zu gehen und für fünf Monate im Melbourne Convention and Exhibition Centre zu arbeiten. "Mir war aber bereits klar, dass ich anschließend noch einen Master machen möchte. Wir müssen 40 Jahre arbeiten. Ich hatte es nicht eilig, gleich morgen anzufangen." Lani wird seine Freundin und begleitet ihn zurück nach Deutschland. Dort macht er 2016 zunächst ein Praktikum im Logistikbereich bei Tchibo und sucht parallel nach der passenden Hochschule. 2016 schreibt er sich zum Wintersemester an der FH Münster ein.

Studium in einer kleinen Kohorte statt mit 1.000 anderen

Im Studium an der MSB der FH Münster in der Corrensstraße fühlte der Absolvent sich wohl. (Foto: privat)
Das Konzept des Logistikstudiengangs habe ihn letztlich überzeugt: "In einer kleinen Kohorte mit 22 anderen zu starten, fand ich traumhaft - als BWL-Student von der Uni kommend, wo ich mit 1.000 gemeinsam studierte und am Ende wenige kannte." Der persönliche Kontakt zu den Professor*innen, den engen Umgang mit den Kommiliton*innen und Münster als Studierendenstadt "mit ihren Bars und Freizeitfreuden" waren für ihn die Argumente, sich einzuschreiben. "Besonders toll fand ich die Praxisnähe. In meinem Studium habe ich Arbeitserfahrung gesammelt, die ich mir sogar in den Lebenslauf schreiben konnte. Ich habe fünf Projekte umgesetzt und mehrere Jobangebote erhalten und hätte sofort starten können, wenn ich hätte in Deutschland bleiben wollen." Besonders in Erinnerung geblieben sind ihm die schönen Stunden mit den Kommiliton*innen, die Partys und Professoren wie Studiengangsleiter Prof. Dr. Franz Vallée. "Wir sind immer noch im Kontakt, bei meinem letzten Besuch in Deutschland habe ich ihn gesehen und demnächst bin ich wahrscheinlich sogar an der FH Münster zu Gast in einer Vorlesung."

Ein Geschäftsmodell als Abschlussarbeit

Mit seinen Kommiliton*innen bildete Felix (3.v.l.) kleine Projektgruppen. (Foto: privat)
Neben dem Masterstudium arbeitet Felix als Werkstudent bei Fiege im Bereich Reifenlogistik. Seine beiden Chefs sind ebenfalls Absolventen der FH Münster. Dort schreibt er auch seine Masterarbeit, die sich mit einem Lagersystem von Sommer - und Winterreifen mit Wechselservice beschäftigt: "Es ging darum, Lagerflächen zu finden und ein Reifenhotel mit Geschäftsmodell zu entwickeln." Die Idee, die sich aus seiner Masterthesis entwickelt, bekommt den Namen "Radmaxe". Ich freue mich, dass Fiege dieses Geschäftsmodell auch heute noch erfolgreich führt." 2018 schließt Felix, der ein Deutschlandstipendium erhalten hat, als Jahrgangsbester den Masterstudiengang Logistik ab. Auch wird seine Thesis bei der Bundesvereinigung Logistik als beste Abschlussarbeit nominiert. Später im Jahr 2019 präsentiert er bei der Logistik-Konferenz IPSERA den Beitrag "One way or another -The role of trust and transparency in buyer-supplier relationships". "Da habe ich schon in Sydney gelebt und bin dafür nach Mailand geflogen. Solche Eindrücke bekommt man nicht jeden Tag." Aber immer der Reihe nach! Wie kam Felix denn nun nach Australien?

It's time for Down-Under

Während seines Studiums hatte ihn Lani nach Münster begleitet. "Der Fairness halber stand nun wieder ein Wechsel in ihr Heimatland an. Das war gar nicht so einfach. Auf keine meiner Bewerbungen in Australien erhielt ich auch nur eine Antwort." Aber Felix bleibt dran und dann tut sich bei dem Logistikunternehmen Röhlig mit Sitz in Bremen eine tolle Einstiegsmöglichkeit auf: Ein internationales Traineeprogramm. Start in Australien. Felix bewirbt sich und bekommt den Zuschlag. "Ein super Einstieg für mich und Röhlig hat dann die Arbeitserlaubnis und das Visum beantragt. Als dieses endlich kam, saß ich eine Woche später im Flieger." 2018 startet er mit dem Programm, beendet es vorzeitig und bekommt neben Australien auch direkt Neuseeland als Zuständigkeitsbereich anvertraut.

Von Perth aus sehen, was in Amsterdam im Lager liegt

Felix startet jeden Morgen damit, vor seiner Tür im Meer zu baden. (Foto: privat)
Im Job ist Felix der Mann für das Außergewöhnliche: "Alles, was nicht Standard ist, landet auf meinem Tisch." Eine seiner Aufgaben ist es, ein standardisiertes IT-System für die Lagerlogistik bei Röhlig einzuführen. "In Australien liegt alles weit auseinander, jeder hatte sein einiges System. Gestartet sind wir in Auckland, nun haben auch Australien und seit neustem auch die Niederlande das gleiche System und ich kann von hier aus live sehen, welche Bestände im Lager sind." Das System in den Niederlanden hat Felix im letzten Sommer eingeführt.

Projektmanagement: Kein Tag gleicht dem anderen!

Felix startet jeden Morgen damit, vor seiner Tür im Meer zu baden. (Foto: privat)
Einen Alltag in dem Sinne gibt es bei Felix nicht, jeder Tag ist anders. "Ich arbeite mit Menschen aus vielen Zeitzonen innerhalb Australiens selbst, in Neuseeland und Deutschland zusammen. Jeder Tag ist anders." Nur ein Ritual, um den Tag zu beginnen, ist ihm wichtig: Er stehe morgens auf, koche einen Tee, ziehe die Badehose an, laufe zum Meer und schwimme dort bei Sonnenaufgang, um anschließend den Tee am Strand zu trinken. "Das Meer ist morgens wunderschön und spiegelglatt wie ein Pool. Danach steige ich zufrieden mit Salzwasser im Haar aus dem Meer, dusche, ziehe mich an und gehe arbeiten. Da bin ich ein ganz anderer Mensch, wenn ich so in den Tag starten darf."

Neuer Trend in der Logistik: Sicherheit!

Als Logistiker möchte Felix sich für einen nachhaltigeren Transport einsetzen. (Foto: privat)
Wenn Felix nach seinem Morgenritual im Büro ankommt, ist aufgrund der Zeitverschiebung schon einiges in seinem Postfach eingetrudelt: Zurzeit ist so viel zu tun, weil viele Kunden ihre Lagerkapazitäten wieder ausbauen möchten. "Viele haben sich in der Coronazeit die Finger verbrannt, vieles war nicht lieferbar und die Unternehmen haben Verluste gemacht. Jetzt wollen viele auf Nummer sicher gehen." Unternehmen stellen wieder von Just-in-Time Produktion auf die Lagerung um und sind auch bereit, dafür zu bezahlen. "Hauptsache, die Sachen sind verfügbar."

Logistik hält die Welt zusammen - was kann Nachhaltigkeit leisten?

Am Wochenende erholt sich Felix gerne gemeinsam mit seiner Freundin bei einer Tour ans Meer. (Foto: privat)
Das, was ihn an Logistik besonders fasziniert ist: "Dass die Logistik die Welt zusammenhält, ohne dass man davon etwas mitbekommt. Das ist wie bei der IT, erst wenn etwas nicht klappt, bemerkt man es." Er glaube durchaus, dass man mit guter Logistik die Welt verbessern kann: "Es ist eigentlich genug von allem da, es ist nur nicht immer zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort - lokal, aber auch global gesehen. Das gilt für Lebensmittel, medizinische Versorgung und Trinkwasser. Auch das ist alles Logistik." Eine weitere Stellschraube sieht er im Bereich Nachhaltigkeit. "Nachhaltigkeit kann man nicht erzeugen, indem alle nur Sozialwissenschaften studieren, es braucht Experten in jedem Bereich, auch in der Logistik, die nachhaltiges Handeln zu ihrem Kernbereich machen." Es gäbe noch so viel Optimierungsbedarf, man könnte Lieferketten verkürzen, E-Mobilität einführen, Flugrouten anpassen, um Luftströme optimal zu nutzen, den Schiffsverkehr bessern steuern und sich für die öffentlichen Verkehrsmittel bessere Konzepte überlegen, nennt er nur ein paar Bereiche. Er selbst kümmert sich gerade darum, dass in den Lagerhallen E-Gabelstapler eingesetzt werden und sucht nach einer Lösung, kompostierbare Plastikfolien zum Verpacken der Güter einzuführen. Auch arbeite Röhlig stark daran, seinen CO2-Fußabdruck zu reduzieren. "Nachhaltigkeit wird die Logistik fundamental beeinflussen", so die Einschätzung des 30-Jährigen.

Australien vs. Deutschland

"In Australien sind wir am Wochenende immer schnell mit dem Auto inklusive Dachzelt auf einem Campingplatz. Wenn ich dann das Meeresrauschen im Hintergrund höre, ist der Alltagsstress schnell vergessen." Die Mentalität der Menschen führe dazu, dass sie generell entspannter seien. In der Arbeitswelt unterscheide sich Australien insofern von Deutschland, dass Praxiserfahrung viel wichtiger sei als akademische Abschlüsse: "Du musst in der Praxis gut sein, wie du dahingekommen bist, zählt nicht." Da konnte Felix mit seinen Erfahrungen punkten, die er bereits im Masterstudium Logistik gesammelt hatte. Seine Ratschläge an Studierende, neben dem Erwerb von Praxiserfahrungen, lauten: "Genießt das Studium. Arbeiten werdet ihr noch früh genug. Übt euch im kritischen Denken und Hinterfragen - das lernt man in keiner Klausur, sondern in Praxisprojekten. Findet Out-of-the-Box-Lösungen. Lasst euch nicht von Kleinigkeiten unterkriegen. Und: Behaltet das große Ganze im Blick - the bigger picture - wie wir hier sagen!" Eine Kompetenz, die man auch in der Logistik dringend braucht. Herzlichen Dank für diesen Schlusssatz, Felix!


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