„Gründen ist wie ein zweites Mal erwachsen zu werden“: Interview mit Sandra Fuchs und Dr. Elisa Franz

Vor 15 Jahren steckte die Gründungsförderung an unserer Hochschule noch in den Kinderschuhen. Heute betreut ein Team von sieben Personen angehende Start-ups und Interessierte. Zwei von ihnen: Sandra Fuchs und Dr. Elisa Franz.

Sandra Fuchs, Sie sind seit 2008 als Gründungscoach tätig. Damals wurde gerade geprüft, ob Gründungsförderung überhaupt relevant ist.

Sandra Fuchs: Richtig, und heute geht es gar nicht mehr ohne. Seit den Anfängen hat sich viel getan: Wir coachen verstärkt hochschulübergreifend, haben uns stark vernetzt, etwa mit der Universität Münster, der Technologieförderung Münster, den regionalen Wirtschaftsförderungen und dem Digital Hub und seit 2019 gibt es die regionale Start-up-Plattform REACH, an der wir beteiligt sind.

Würden Sie sagen, Studierende sind dem Thema Gründung viel offener eingestellt?

Sandra Fuchs: Ja, absolut. Schwankungen gibt es natürlich immer mal wieder. Aktuell zum Beispiel herrscht zwar eine eher geringe Arbeitslosigkeit, aber auch eine große Unsicherheit im Weltgeschehen – das sind erfahrungsgemäß schlechte Zeiten für Gründungen. Aber grundsätzlich ist es regelrecht hip.

Das liegt vermutlich auch daran, dass Scheitern heutzutage viel mehr als Chance begriffen wird.

Sandra Fuchs: Das stimmt. Scheitern ist positiver besetzt, und Menschen gehen sehr viel sportlicher damit um. Sie haben ihr Mindset verändert und verbuchen Scheitern eher als das Sammeln von Erfahrungen. Wir ermutigen alle Interessierten. Unser Ziel ist es, Studierende zu befähigen, unternehmerisch zu denken und zu handeln – und der Fokus liegt dabei auf ihrer Persönlichkeit.

Elisa Franz, Sie sind neu im Team und arbeiten seit Januar als Gründungsberaterin. Nebenbei sind Sie, genau wie Sandra Fuchs, selbstständig – ein klarer Vorteil?

Elisa Franz: Aus meiner Sicht ja, ganz eindeutig. Denn ich habe einen Businessplan geschrieben und kann die Angst und Unsicherheit, die man dabei spürt, sehr gut nachvollziehen.

Sandra Fuchs: Gründen ist wie ein zweites Mal erwachsen zu werden: Mitunter weht einem ein scharfer Wind entgegen, aber es lohnt sich, die eigenen Werte zu finden und dafür einzustehen. Mich hat das weit gebracht.

Welches große Thema steht aktuell auf der Agenda?

Sandra Fuchs: Das ist ganz klar Female Entrepreneurship, denn noch immer gründen überwiegend Männer. Als Koordinatorin der Initiative Female Empowerment & Entrepreneurship will ich Sichtbarkeit erzeugen und ein Bewusstsein schaffen, dass Frauen hervorragend gründen können. Die alten, inneren Selbstverständlichkeiten aufzulösen, fängt schon bei der Sprache an – auch hier brauchen wir Gleichberechtigung.

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