„Applied Inorganic Chemistry“: Prof. Dr. Thomas Jüstel wirkte als Co-Editor bei Erstellung von neuem Standardwerk mit

Es ist ein großes Forschungsgebiet und doch fehlte ein anwendungsbezogenes Fachbuch zur anorganischen Chemie. Bis jetzt: „Applied Inorganic Chemistry“ ist auch mit der Unterstützung von Wissenschaftlern unserer Hochschule entstanden.

„Wir leben auf einem anorganischen Gesteinsplaneten – die Erde hat einen Eisen-Nickel-Kern sowie eine oxidische Kruste, wobei der Anteil der anorganischen Materie die organische Masse milliardenfach übertrifft“, sagt Prof. Dr. Thomas Jüstel. Und er muss es wissen: Jüstel ist Dekan am Fachbereich Chemieingenieurwesen unserer Hochschule und Fachmann auf dem Gebiet der anorganischen Chemie. Der Begriff umfasst die wissenschaftliche Arbeit mit Verbindungen, die keine Kohlenstoff-Wasserstoff-Bindungen enthalten. „Trotz der enormen Bedeutung des Fachgebiets gibt es bislang kein wirklich umfassendes Buch zur angewandten anorganischen Chemie“, so Jüstel. Deshalb hat er mit vielen weiteren Kolleg*innen Abhilfe geschaffen: mit dem neuen dreibändigen, knapp 1.400 Seiten umfassenden Standardwerk „Applied Inorganic Chemistry“, das nun im Walter De Gruyter-Verlag erschienen ist.

„Die Bücher zeigen, hinter welchen Anwendungen vorrangig die anorganische Chemie steckt. Es gibt Kapitel zu Batterien, Magneten, Glas, Keramik, Dünger, Legierungen, Baustoffen und vielem mehr“, so Jüstel. Doch besonders wichtig ist ihm vor allem das Kapitel 16 „Chemical Products: Gradients, Energy, Balances, Entropy“: „Das aktuelle Umweltproblem, dem wir gegenüberstehen, lässt sich als anthropogene Entropiekrise auffassen. Wir erzeugen global zu viel Entropie – also Unordnung –, indem wir Ressourcen wie fossile Brennstoffe und Erze, unter anderem der seltenen Erden und Nichteisenmetalle, aus den Lagerstätten in der Erdkruste entfernen und somit die über geologische Zeiträume vom Kern bis in die Atmosphäre aufgebaute Verteilung der Stoffe sehr schnell und massiv verändern. Die Folgeprodukte wie CO2, Mikroplastik, Elektroschrott oder Schwermetallstäube verteilen wir als ,Abfall‘ in den Böden, Gewässern und der Atmosphäre.“ Schon deshalb müsse der Verbrauch an metallischen Rohstoffen sowie der fossilen Kohlenstoffquellen reduziert werden.

Zudem müsse ein sauberer Energieträger wie Wasserstoff etabliert werden, da dieser aus Wasser gewonnen wird und bei der Verbrennung wiederum nur Wasser entsteht. „Bei diesem Zyklus werden also keine Konzentrationsgradienten verändert, wie es bei der Ausbeutung von Lagerstätten fossiler Brennstoffe der Fall ist“, so Jüstel. „Am Fachbereich Chemieingenieurwesen tragen wir mit unseren Forschungsschwerpunkten – etwa der Prozessentwicklung zur Herstellung aktiver Komponenten zur Elektrolyse von Wasser zur Wasserstofferzeugung, der Ammoniaksynthese oder der Entwicklung neuartiger Recyclingtechnologien – zur Entschärfung der globalen Entropiekrise bei.“

„Applied Inorganic Chemistry“ enthält 82 Beiträge, unterteilt in 16 Kapitel von insgesamt 100 Autor*innen. Sieben davon stammen von unserer Hochschule. Neben Jüstel waren Prof. Dr. Michael Bredol, Prof. Dr. Jens Haberkamp, Prof. Dr. Konrad Mertens, Prof. Dr. Thomas Schupp, Dr. Florian Baur sowie Dominik Voigt beteiligt. Das Werk richtet sich an ein fortgeschrittenes Fachpublikum. Im Buchhandel ist es unter der ISBN 978-3-11-074233-6 verfügbar und kann in den Bibliotheken unserer Hochschule ausgeliehen werden.

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