An das Kennenlernen mit Jan erinnert sich Carolin noch genau. Während der Masterclass der Stiftung Entrepreneurship, einem Jahreskurs für Gründer*innen in Berlin, entwickelte sie die Idee eines Öko-Handspülmittels, das in seiner Zusammensetzung und Verpackung ohne Plastik auskommen sollte. Ein in Papier verpacktes Pulver sollte es sein, das man in Wasser löst. Als die Teilnehmer*innen bei einem Workshop Anfang 2019 dann ihre Ideen vorstellten, ging auch Jans Pitch in eine ähnliche Richtung. „Da habe ich erstmal einen Schreck bekommen: Das ist die Konkurrenz!“, sagt Carolin jetzt rückblickend und muss lachen. „Aber dann haben wir uns lieber zusammengetan und festgestellt: Zu zweit sind wir besser als allein.“ Das war im April. Seit Mai 2019 arbeiten die beiden miteinander. Und das mit zunehmendem Erfolg.

„Unser Konzept lässt sich ganz gut mit einem Wort zusammenfassen“, sagt Carolin. „Und zwar: Weglassen. Sowohl Plastik als auch Duftstoffe oder tierische Inhalte.“ Seit der Unternehmungsgründung im Oktober 2020, die durch das Gründerstipendium NRW ermöglicht wurde und Carolin und Jan erlaubte, ihre bisherigen Jobs zu kündigen, bietet ooohne Handspülmittel, Spülmaschinenpulver und Waschmittel aber auch Allzweck-, Bad- und Küchenreiniger an. Die erste Charge Handspülmittel produzierten sie mithilfe eines Crowdfundings. „Corona hat uns anfangs dabei noch ziemlich ausgebremst. Weil es aufgrund der Pandemie Lieferschwierigkeiten mit dem Pulver gab, konnten wir erst Ende 2021 statt wie geplant Anfang 2021 an den Start gehen.“ Ein chemischer Berater prüfte das Rezept zuvor, ein Hersteller in Belgien übernahm die Produktion. Heute werden die ooohne-Produkte in Deutschland und Belgien hergestellt.

„Ich hatte schon früh den Wunsch, ein Unternehmen zu gründen. Die Kunststoffvermeidung hat sich da als Thema auch schnell herauskristallisiert, denn es ärgert mich im Alltag, wie viel unnötiger Kunststoff in Haushaltsprodukten eigentlich verbraucht wird“, so Carolin. Die Papiertüten ihrer Produkte kommen nun auch ohne Kunststoffbeschichtung aus – dies zu gewährleisten, sei nicht leicht gewesen. Der Verzicht indes gehe nicht zulasten der Qualität oder Effektivität der Mittel. „Man benötigt zum Beispiel für eine Wäsche oder einen Spülmaschinengang nur die Hälfte der üblichen Mengen.“

Inzwischen hat das Unternehmen sein Angebot auch um nachhaltige Geschirrtücher, Schwämme oder Aufbewahrungsdosen für das Pulver erweitert. Jetzt legt das Duo den Schwerpunkt auf den Vertrieb, fährt dazu auf Messen sowie Gründungs-Events und stellt sich vor. Ein Großhändler vertreibt die Produkte seitdem in Österreich, ein weiterer in Deutschland, zudem sind sie im eigenen Online-Shop erhältlich. Den Kontakt zueinander – Carolin lebt in Münster, Jan in Berlin – halten die beiden digital, einmal im Monat trifft sich das Team in Berlin und arbeitet inzwischen auch mit studentischen Hilfskräften zusammen, die zum Beispiel einen TikTok-Kanal für ooohne aufbauen. „Es gibt wirklich viel zu tun und es geht auch immer weiter voran“, sagt Carolin. „Ideen haben wir genug.“
Von Frederik Tebbe