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Portraitfoto von vier Frauen.

recycle recombine reuse: Yasmina, Maja, Clara und Coline designen „Airbag“

Die Aufregung vor dem Laser-Cutter in einer der Werkstätten des Fachbereichs Design ist groß: Maja Kiski, Coline Köster, Clara Volmary und Yasmina Bendjael beobachten, wie er Buchstabe für Buchstabe den Schriftzug „Airbag“ in die runde Pappvorlage schneidet. Diese wird den vier Designstudentinnen später als Sprühschablone dienen, um ihre entworfenen Taschen zu labeln.

recycle recombine reuse: Yasmina, Maja, Clara und Coline designen „Airbag“

Die Aufregung vor dem Laser-Cutter in einer der Werkstätten des Fachbereichs Design ist groß: Maja Kiski, Coline Köster, Clara Volmary und Yasmina Bendjael beobachten, wie er Buchstabe für Buchstabe den Schriftzug „Airbag“ in die runde Pappvorlage schneidet. Diese wird den vier Designstudentinnen später als Sprühschablone dienen, um ihre entworfenen Taschen zu labeln.

Der Name ist Programm: Aus ausgedienten Auto-Airbags designen die Studentinnen Taschen, die sich mit einem Reißverschluss zu wasserabweisenden Sitzkissen umfunktionieren lassen. Am ersten Adventssamstag (26. November) können sie im Möbelhaus Ventana in Münster erworben werden. Und zwar im Rahmen des „budenzaubers“ – einem Produktdesign-Seminar unter Leitung von Prof. Steffen Schulz. An der elften Auflage sind insgesamt 24 Design-Studierende beteiligt, die sieben verschiedene Produkte in Kleinserien anbieten.

Vier Designstudierende entwerfen eine Tasche.
Einmal im Jahr im Wintersemester wird das Seminar „budenzauber“ als Wahlpflichtkurs angeboten. (Foto: FH Münster/Michelle Liedtke)

Eine Geschichte mit wiederverwerteten Materialien zu erzählen, so lautete die einzige Vorgabe von Prof. Schulz. „Bevor Ventana umstrukturiert wurde, war es ein Parkhaus“, erklärt Yasmina. „Wenn man im Gebäude steht, kann man den rustikalen Charakter und die verschiedenen Parkdecks noch erkennen.“ So stand das grobe Thema für die vier fest. „Wir haben uns angeschaut, was es im Auto für Materialien gibt, und sind zu verschiedenen Werkstätten und Autohöfen gefahren“, erzählt Maja. Vor Ort kam das Team dann auf die Airbags. Metalle wie etwa Kupfer werden gut recycelt, in diesen Kreislauf wollten die Studentinnen nicht eingreifen. „Uns hat überrascht, wie viele Materialien nicht verwertet werden. Airbags beispielsweise, da das Recycling aufwendig und teuer ist“, sagt Clara. „Außerdem dürfen sie nur von Fachkräften mit Airbagschein demontiert werden, da sie Sprengstoff enthalten.“

Vier Designstudierende entwerfen eine Tasche.
Vier Designstudierende entwerfen eine Tasche.
Vier Designstudierende entwerfen eine Tasche.
Am Laser-Cutter schneidet das Team die Vorlagen für die Schriftzüge und Schnittmuster. (Foto: FH Münster/Michelle Liedtke)

In diesem Jahr wollten alle vier unbedingt am „budenzauber“ teilnehmen. „Für Coline und mich war es nun die einzige Gelegenheit, denn nächstes Wintersemester werden wir beide im Ausland sein“, sagt Maja. „Ich besuche den budenzauber-Verkauf seit 2017. Tatsächlich bin ich darüber an die Münster School of Design gekommen und wollte daher hier studieren“, verrät Clara.

Vier Designstudierende entwerfen eine Tasche.
Gestern noch die Schablonen im PC-Programm Illustrator angelegt, heute geht es los mit der Produktion der ersten Tasche: Clara beginnt mit den ersten Nähten. (Foto: FH Münster/Michelle Liedtke)

 „Airbag“, die von den vier angehenden Designerinnen entworfene Handtasche mit Sitzkissenfunktion, soll möglichst deutlich an das Ursprungsobjekt erinnern. Daher ist ihre Form kreisrund, die bunten Nähte und Aufdrucke – beispielsweise Barcodes oder die Automarke – sollen als Designelemente erhalten bleiben. „Wir haben angenommen, dass alle Airbags weiß sind. Stattdessen haben sie verschiedene Pastellfarben wie Rosa oder Blau, aber auch Grau“, erzählt Coline. Die Tasche ist für den Sitzkomfort wattiert und lässt sich mit dem Reißverschluss teilen. „Dafür brauchten wir 120 Zentimeter lange Verschlüsse, die gibt es nicht im handelsüblichen Nähbedarf.“

Vier Designstudierende entwerfen eine Tasche.
Vier Airbags braucht es für eine Tasche. Den Verschnitt nutzt das Team für seine „Airbagle“ – angelehnt an die Schwäbische Verniedlichungsform – kleine Täschchen in ähnlichem Design. (Foto: FH Münster/Michelle Liedtke)

Das Material von Airbags ist wasserabweisend und besonders robust. „Wir sind immer auf der Suche, Dinge auf eine neue Art zu sehen, zu nutzen oder zu tragen. Mit den Taschen bringen wir die Airbags an die Luft. Und mit dem außergewöhnlichen Material und den Aufdrucken sorgen wir für Gesprächsstoff“, erklärt das Team das Konzept. Bewusst verwenden die Studentinnen keine Airbags aus Unfallautos. Aber an die Funktion des Lebensretters wollen sie mit ihrer Verpackung erinnern: „Damit die Taschen in die Papprollen reinpassen, müssen wir sie sehr klein falten – etwa so, wie sie im Auto in ihrer Ummantelung liegen.“

Vier Designstudierende entwerfen eine Tasche.
Vier Designstudierende entwerfen eine Tasche.
Vier Designstudierende entwerfen eine Tasche.
Auch die Verpackungsrollen werden mit dem Schriftzug „Airbag“ versehen. (Foto: FH Münster/Michelle Liedtke)

Acht Wochen Zeit haben die „budenzauber“-Teams von der Idee bis zum Verkauf: die Materialsuche, Produktion, die Kommunikation rundherum inklusive Poster, Flyer und Instagramkanal, die Konzeption des Verkaufstandes bei Ventana und ein Katalog aller Produkte. All das sei herausfordernd. „Wir verbringen viel Zeit hier in der Werkstatt, nebenbei laufen noch weitere Seminare und Praktika“, sagt Clara. Maja ergänzt: „Wir sind von morgens bis abends hier, auch die anderen Teams. Am Abend bestellen wir oft alle gemeinsam Essen.“ Die Atmosphäre in den Designwerkstätten sei besonders. Natürlich würde es auch öfter mal hitzig: „Wir diskutieren viel, aber am Ende sind wir uns einig. Wir sind ein super Team“, sagt Yasmina. „Oh, das klingt schnulzig, aber so ist es“, fügt sie lachend hinzu.

Produktfotos des Sitzkissen
Der Name ist Programm: Aus dem ausgedienten Auto-Airbags wird die Tasche "Airbag", die sich mit einem Reißverschluss zu einem wasserabweisenden Sitzkissen umfunktionieren lässt. (Foto: Martin Rupik)

Von Michelle Liedtke


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